„Remy“
Erinnerungen an einen liebevollen Wegbegleiter

Remy war unser erster eigener Hund und als wir ihn abholten, konnte ich meine Freudentränen kaum unterdrücken. Ein lang ersehnter Traum wurde wahr.

Er kam im Alter von 4 Monaten zu uns – und obwohl er sehr scheu war und so gar nicht unsere Nähe suchte, war es Liebe auf den ersten Blick.

Er war so scheu, daß er, wenn ich ihn streicheln wollte, einfach aufstand und ging. Wir mußten sehr viel Geduld aufbringen bis er Vertrauen zu uns hatte. Die Geduld wurde aber auch belohnt, denn mit der Zeit wurde er immer zutraulicher – bis er eines Tages vollstes Vertrauen zu uns hatte. Fremden gegenüber hat er es bis zu seinem Lebensende beibehalten.

Mit 7 Monaten fing er an andere Rüden anzumachen, was im erwachsenen Alter bei ihm sehr ausgeprägt war aber trotzdem war er ansonsten schmusig, ruhig und ausgeglichen – ein richtiger Schmusebär. Auf dem Hundeplatz trainierten wir lange Zeit, sodaß er wenigstens an anderen Rüden kommentarlos vorbeiging – und irgendwann funktionierte es. Ansonsten hörte er sehr gut und konnte dadurch in Feld und Wald frei laufen. Kam ein anderer Hund oder wir sahen Wild, musste er an die Leine.

Beim Spaziergang bevorzugte er saubere Wege – Pfützen oder schlammige Wege waren nichts für ihn. Es war unter seiner Würde !!! Wenn es dann doch einmal sein mußte, (er)trug er es mit Fassung und lief hoch erhobenen Hauptes – mit Abscheu im Gesicht – durch.

Seine große Liebe galt den Stofftieren (von denen er reichlich besaß…). Er trug sie oft in der Schnauze spazieren und manchmal mußten sie auch auf unsere spät abendliche Runde mit. Gab es dann etwas Wichtiges zu schnuffeln, war Frauchen ja auch noch da und die hatte dann die ehrenvolle Aufgabe, das Stofftier sicher nach Hause zu tragen.

Er war ein wundervoller Hund mit einem tollen Charakter, und ich muß mich immer wieder fragen, wieso es so oft die Besten trifft – denn Remy war sein Leben lang krank.

Angefangen hat die Odyssee kurz nach dem Zahnwechsel als wir merkten, daß er keinen Zahnschmelz besaß. Als er ausgewachsen war, ließen wir seine Fangzähne mit Jacketkronen aus Keramik überkronen. Das war aber noch das wenigste …….

Mit 4 Jahren bemerkte ich Blut im Urin, was auf eine Blasenentzündung hindeutete. Er wurde mit Antibiotika behandelt – konnte aber 2 Tage später nicht mehr pinkeln. Wir fuhren sofort in die Tierklinik und dort wurden Blasensteine festgestellt – was folgte war eine Not-OP. Ich ließ mich zu einem künstlichen Ausgang, einer Fistel, überreden. Sie wurde an der Peniswurzel gesetzt und der Durchfluß von Urin und evtl. Steinen sollte besser funktionieren. Die Gefahr das wieder ein Stein verklemmt und blockierte, sollte dadurch gemindert werden. Ich kann nur Eines sagen – es ist alles graue Theorie !!! 18 Monate später hatte er wieder einen Blasenstein, der wieder blockierte und er mußte wieder notoperiert werden. Nie wieder würde dem Vorschlag einer Fistel zustimmen.

Blasensteine können aus verschiedenen Mineralien bestehen. Remy’s erster Stein war ein Struvitstein, der sich in alkalischem Bereich bildet – der zweite Stein war ein Oxalatstein, der sich im sauren Bereich bildet. Normalerweise kann man durch die Ernährung die Steinbildung beeinflussen – was mach ich aber, wenn, wie bei Remy, beide Steinarten vorgekommen sind. Die gute Mitte zu treffen ist sehr, sehr schwer.

Ich war verzweifelt und telefonierte (PC hatte ich damals nicht) mit jedem, von dem ich mir Hilfe erhoffte. So bekam ich den Rat, mich doch mit Frau Stein, einer Tierheilpraktikerin aus München in Verbindung zu setzen. Dies tat ich und am gleichen Tag noch war Fell von Remy in Richtung München unterwegs. Und……………… von nun an ging’s bergauf !!!!!

Remy war 6 Jahre alt als Frau Stein die Behandlung von ihm übernahm. Während der nächsten Jahre brauchten wir keinen Tierarzt mehr. Blasenentzündungen, mit denen er so oft zu tun hatte, waren nur noch am Anfang der Behandlung ein Thema. Die hom. Mittel die er einnehmen mußte wurden durch Bioresonaz (Fellanalysen) bestimmt. Da sich der Stoffwechsel durch die Behandlung verändert, wurde die Bioresonanz alle paar Wochen wiederholt. Es ging ihm merklich besser, er hatte wieder mehr Lebensfreude und fühlte sich sichtlich wohl in seiner Haut. So richtig gut ging es ihm 3 1/2 Jahre.

Kurz vor seinem 10. Geburtstag hatte er einen Anfall bei dem er umfiel und krampfte. Wir fuhren wieder in die Tierklinik und dort stellten sie einen Tumor zwischen Herz und Lunge fest. Mit dieser niederschmetternden Diagnose mußten wir erstmal fertig werden. Eine OP kam aufgrund seines bisherigen Leidensweges nicht in Frage, denn man hätte den linken Lungenflügel entfernen müssen. Man sagte uns – machen sie ihm noch eine schöne Zeit……..

Wir verbrachten 4 Monate ganz intensiv und bewußt mit ihm – lasen ihm seine Wünsche von den Augen ab und er bekam alles was er nur wollte. Es war eine sehr schöne, aber auch eine sehr, sehr traurige Zeit die am 13. Mai 1998 endete.

Ich hoffe er ist auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke ein gesunder und glücklicher Akita der ab und zu zu uns runterschaut und weiss, daß er in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz hat.