Loba’s Diagnose: Netzhautablösung

Alles lief wie immer, als ich Mitte Januar merkte, dass Loba die Augen unverhältnismäßig groß aufriss wenn ich ihr ein Leckerli oder ein rohes Hühnerteil gab. Da ich nicht allzu oft roh füttere, schon ich dies anfangs einfach auf die Giert – merkte dann aber als es auch in anderen Situationen auftrat, dass noch etwas Anderes dahinter stecken musste. Gleich nach dem Wochenende wollte ich einen Termin beim Augenarzt machen…..

Am Montagmorgen ging ich, wie üblich, den Feldweg bei uns entlang. Beide Hunde waren frei, schnuffelten und pinkelten – alles war soweit normal. Als ich unten am Feld ankam – ich war ungefähr 150 m gelaufen -, schaute ich mich um und da stand Loba immer noch im oberen Teilstück des Weges, ließ die Rute hängen und schaute sich um, so als ob sie mich suchen würde – ich war da, ich stand unten am Weg !!!

Durch mein rufen kam sie auf mich zu, lief aber vor mir in die falsche Richtung. Ich wusste sofort, irgendetwas stimmt nicht – sie sieht nichts mehr…. Schock …. Ich drehte um, ließ die Hunde in den Garten und rief gleich bei einem DOK-Augenarzt an. 1 1/4 Std. später war ich dort und er diagnostizierte eine Netzhautablösung, wahrscheinlich hervorgerufen durch eine Entzündung. Was für ein erneuter Schock !!! Im Gespräch sagte er mir, das man bei einem Menschen eine Netzhautablösung lasern könne, beim Hund würde das jedoch noch in den Kinderschuhen stecken und sie würden in ihrer Praxis auch nicht mit dem Laser arbeiten. Ich solle aber auf jeden Fall ein Blutbild machen lassen. Auf meine Frage, ob man das nicht gleich machen könne antwortete er mir, ich solle das von der Haustierärztin machen lassen, sie müssten das Blut zum Labor senden (die Haustierärztin allerdings auch !) In einem Nebensatz erwähnte er auch, ohne Dringlichkeit, das Loba noch kardiologisch durchgecheckt werden sollte (nicht müsste !!). Sie bekam hochdosiert Cortison, Antibiotika und Cortison Augentropfen. Durch das Gespräch mit den Augenarzt war für mich klar – Loba wird vollständig erblinden und das bestätigte er mir auch. Ich kam aus dem Schockzustand nicht mehr raus – sie war zwar schon fast 10 Jahre alt, aber noch so agil, springt, läuft mit mir, ist verspielt und tobt über die Wiesen – das ist nun alles vorbei. Ich habe von jetzt auf gleich einen vom Verhalten her anderen Hund. Ich fuhr nach Hause und war erstmal wie gelähmt, mir war kotzübel und ich hatte fürchterliche Magenkrämpfe. Im Internet darüber zu recherchieren war zu diesem Zeitpunkt für mich unmöglich.

An Nachmittag machte ich mit den Beiden eine kleine Runde und traf unseren Nachbar, der dazu sagte „bei Menschen wird das gelasert“. Dieser Satz weckte meine Lebensgeister wieder und mein Weg führte mich sofort zum PC. Ich suchte mich durch, telefonierte mich durch und bekam von einer DOK-Ärztin 3 Namen von Augenärzten in Deutschland die Lasern, einen in Hamburg, einen in Berlin und einen in München. In Hamburg hatte ich schon angerufen, da war niemand mehr, denn es war mitterweile schon 17.30 Uhr. Da München für mich näher ist als Berlin, rief ich in München an und….. erreichte noch jemanden in der Praxis. Ich wurde mit einer Ärztin verbunden, die sich ungefähr 20 Min. Zeit für mich ahm, alles genau nachfragte und zum Schluss meinte, sie würde das gerne ihrem Chef übergeben, weil ich doch eine weite Fahrstrecke hätte und nicht mal eben in der Praxis hereinschauen kann. Wie ich im Nachhinein erfuhr, machte sie einen Eintrag in seinen PC, hing einen Zettel an die Tür und legte noch einen Zettel auf seinen Schreibtisch. Ich würde mal sagen, das ist nicht normal – oder !!?? Wie verbleiben so, dass sich ihr Chef mit meinem behandelnden Arzt in Verbindung setzt und er mich dann am nächsten Tag bis mittags anruft.

Nachdem ich mit ihr telefoniert hatte kamen mir jedoch erhebliche Zweifel bezüglich der Kommunikation der beiden Ärzte, da konnte einiges schieflaufen und ich wollte am nächsten Morgen gleich in München anrufen und fragen ob die Erschütterungen der Fahrt sich negativ auswirken kann, denn ich war fest entschlossen, wenn es geht, nach München zu fahren, damit Dr. Fritsche sich Loba persönlich anschauen kann.

Mittlerweile war es kurz vor 21 Uhr und ich schaute fern, als das Telefon klingelte. Ich ging ran und mich traf fast der Schlag, denn es war Dr. Fritsche, der zufällig noch einmal in die Praxis kam und die Zettel und Notizen in seinem PC sah. Ich beschrieb ihm die Situation und er sagte mir, dass er selbst den Hund sehen sollte um beurteilen zu können, ob man die Netzhaut lasern kann oder nicht und dass ein Transport kein größeres Problem bedeutet. Wir machten gleich einen Termin für den nächsten Tag, Dienstag zwischen 15 und 16 Uhr.

Als ich am Dienstagmorgen aufstand hätte ich schon gleich losheulen können. Loba war Nachts umhergelaufen und in meinen Ankleidezimmer gelandet – dort war sie noch nie !! Sie kam bis zum Schrank und als sie nicht mehr weiterkam legte sie sich einfach hin.  Ich fand sie mit dem Kopf an der Schranktür und als ich sie ansprach hob sie den Kopf, schaute irgendwo hin in die Luft und drehte die Ohren zu mir. Was für ein Häufchen Elend – mir standen die Tränen in den Augen….. Um 8 Uhr machte ich mich mit Haikan und Loba auf den Weg nach München. Wir kamen gegen 14 Uhr dort an und kurz vor 15 Uhr war ich in der Praxis. Dr. Fritsche, auch ein DOK–Augenarzt, begrüßte mich gleich und Fr. Dr. Spieß (von Montag) machte die Voruntersuchungen. Dr. Fritsch kam dazu, schaute sich alles an und als soweit alles durch war, wurden die Pupillen weit gestellt. Danach ging’s erst richtig los. Untersuchungen von oben, unten, rechts und links – Dr. Fritsche, Fr. Dr. Spieß und eine Hospitantin. Loba war klasse und hatte nichts zu meckern den sie gingen sehr behutsam mit ihr um, alle waren von ihr total begeistert !! „Und das für einen Akita“ – waren ihre Worte.

Resultat war, lasern ist kontraindiziert – also nichts damit… Da machte sich erstmal Enttäuschung breit. Aber dann ging’s weiter mit der Ursachenforschung (was der Gießener DOK-Augenarzt am Vortag überhaupt nicht getan hatte !). Er erklärte mir, dass die Ursache schnellstmöglich !! gefunden werden müsse um einer vollständigen Erblindung entgegenzuwirken. Ein ganz, ganz großer Faktor sei die Zeit !! Die Augen waren untersucht, jetzt ging es weiter. Ein weiterer Teil der Untersuchung war die Blutdruckmessung und zuerst dachte er, es könne nicht sein, denn der systolische (obere) Wert lag bei 180 und bei der 2. Messung dann bei 190 (der Blutdruck wird bei Hunden immer 5 mal gemessen). Das war die Ursache… uff, mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Vielleicht hatte Loba ja doch noch eine Chance ihr Augenlicht zu gehalten.

Ich bekam von Dr. Fritsche sofort ein blutdrucksenkendes Mittel, welches gleich in Loba’s Schnauze wanderte. Er wollte mir auch noch einen Termin bei Dr. Wendt, einem von uns beiden bekannten Kardiologen, ausmache, erreichte ihn aber leider nicht. Dann machte ich mich, nach 3 Stunden Praxisaufenthalt, auf den Weg nach Nürnberg, denn dort arbeitet und übernachtete Detlef, mein Mann. Unterwegs organisierte ich mir über 3 Ecken die Handynummer von Dr. Wendt – die hatte ich zwar zu Hause, aber ich brauchte sie jetzt ! Bei 3. Anlauf erreichte ich ihn und machte einen Termin für den nächsten Tag – Mittwoch – mit ihm aus.

Gleich morgens fuhr ich von Nürnberg nach Wetzlar zu Dr. Wendt und ließ bei Loba einen Herzultraschall machen. Erste Diagnose, vom Herzen kommt der Bluthochdruck nicht. Der Blutdruck war bei Messung 150 : 80 (durch Medikation) und war somit im Normbereich (der liegt bei ca 140 : 80). Die Medikation wurde nicht verändert.

Am Freitag wurden von Fr. Dr. Wendt, die Augenärztin ist, die Augen nochmal kontrolliert und Blut für die Laboruntersuchung genommen. Das Vertrauen zu der ersten DOK  nähe Gießen war dahin. 1. wurde dort der Blutdruck nicht gemessen (Dr. Fritsche war schon sehr erstaunt, dass der Kollege das nicht machte, sodass ich annehme, das es bei Netzhautablösungen zum Standard gehört) und 2., wenn er schon keinen Blutdruck gemessen hat, hätte er mit Dringlichkeit auf diese Untersuchung hinweisen müssen. Die Blutwerte wären auch viel aussagekräftiger gewesen, hätte er sofort Blut abgenommen. Man selbst kann ja in selch einer Situation nicht mehr klar denken !!

Die Beurteilung von Loba am Mittwoch, dem 3. Tag: Sie sah am Montag und Dienstag noch ein wenig – da es nicht viel war, riss sie die Augen immer noch sehr groß auf und schaute manchmal „durch“ die Ohren. Sie hat sich meist an Haikan und/oder mir orientiert. Beim Spaziergang am Mittwoch habe ich eine leichte Verbesserung gemerkt, sie riss die Augen nicht ehr so groß auf und lief selbstständiger – war vor mir, hinter mir, hat geschnuffelt und kam angelaufen um ihr Leckerli zu nehmen. Bis auf ihr Temperament war an diesem 3. Tag alles wie bei einem (fast) normalen Spaziergang.

Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass die Schilddrüse trotz Medikation immer noch untertourig lief, hier wurde sie neu eingestellt.

4 Wochen später ließ ich in der Tierklinik in Birkenfeld (da hatte ich sowieso einen Termin bei Fr. Dr. Peters) wieder Blut untersuchen und es wurde ein Nierenultraschall (Nierenprobleme sind eine häufige Ursache für einen Bluthochdruck) gemacht. Dabei wurde festgestellt, dass eine Niere etwas größer ist und leichte Verkalkungen aufweist – die Nierenwerte sind, na ja, nicht alle verändert. Harnstoff, Kreatinin und Phosphat sind ok, aber speziellere Nierenwerte sind verändert. Also bekommt sie eine Nierendiät. Morgens hills k/d und für Abends hab ich mir an dem „Lehrstuhr für Tierernährung und Diätetik“ in Oberschleißheim einen Ernährungsplan für nierenkranke Hunde erstellen lassen, da ich abends gerne Flocken, Gemüse und Fleisch weiter füttern möchte.

Weitere Augenuntersuchungen haben ergeben, dass sich alles wunderbar entwickelt hat, sie zwar eine Sehschwäche hat, dies sich aber im alltäglichen Leben überhaupt nicht bemerkbar macht. Das Ganze musste auch eine positive Wendung nehmen ! Es waren so viele positive Zufälle, dass es wirklich mit dem Teufel hätte zugehen müssen, wenn wir das nicht auch positiv zu Ende gebracht hätten.

Ich schreibe das alles so ausführlich, um aufzuzeigen, dass man sich nicht immer auf die „Götter in Weiß“ verlassen soll, sondern, besonders in Notfällen, Eigeninitiative ergreifen und sich schlau machen soll. Hätte ich nicht gegooglet und telefoniert was das Zeug hält, hätte man so schnell keine Ursache für die Netzhautablösung gefunden, denn man wollte ja erst mal abwarten wie sie auf das Cortison reagiert ! Hätte ich abgewartet, hätte Loba wahrscheinlich keine Chance gehabt. Was nützt das Cortison, wenn die Ursache nicht behoben ist. Sie hätte ihr Augenlicht verloren…….

Bis zu ihrem Lebensende war ihr Blutdruck stabil, die Schilddrüsenwerte im mittleren Normbereich und die Nierenwerte ok, sodass wir nach einer bestimmten Zeit wieder ganz normal füttern konnten.

Fr. Dr. Wendt betonte immer wieder dass es erstaunlich ist, wie wenig sie an den Augen zurückbehalten hat – einfach genial !!!

Und wenn bei euch irgendein Notfall eintritt (was Gott verhindern möge !!) erinnert euch an diese Zeilen und HANDELT !!!!!

Helga  & Loba